Gerade im Frühling, wenn die Katzen und Kater rollig sind, die Luft voll von Pheromonen ist und die Bienen wieder anfangen die Blumen zu bestäuben, kann man mit etwas Glück beobachten, wie sich die felligen und unkastrierten Samtpfoten fortpflanzen und irgendwo abseits in Deckung den Akt der Paarung vollziehen.
Dabei besteigt der Kater die Katze und beißt sich im Nacken der bestiegen Katzendame fest. Aber warum kommt es zu diesem Paarungsbiss und verletzt das Männchen die Katze dadurch nicht eher, als dass er sie stimuliert?
Kater beißen sich im Nacken der Katze fest
Kommt es zum Akt der Paarung, so beißen sich männliche Kater im Nacken der Weibchen fest und stimulieren dieses dadurch. Der so genannte Paarungsbiss ist ein leichter Biss in den Nacken, der in fast allen Tierreichen vorkommt und bei den Unterschiedlichen Klassen zu finden ist. Der Paarungsbiss ist dabei ein Verhalten, dass das Fortlaufen während des Prozesses der Fortpflanzung unterbindet und das Weibchen quasi an Ort und Stelle hält.
Dabei wird die Kiefermuskulatur nicht vollständig angespannt, was dazu führt, dass das Weibchen nicht ernsthaft verletzt wird. Kommt es zu Verletzungen im Zuge dieses Paarungsbisses, sind diese nicht sehr tief und beschädigen meist nur die obere Gewebestruktur leicht. Diese Spuren sind meist nach wenigen Tagen verheilt und haben keinerlei ernsthafte Konsequenzen für das Weibchen.
Der Paarungsbiss als Stimulation
Doch nicht nur das Festhalten ist eine Funktion, die der Paarungsbiss mit sich bringt. Auch die leichte Stimulation des Geschlechtspartners spielt dabei eine Rolle und ist zentraler Aspekt im Zuge der Begattung. Dabei wird auch davon ausgegangen, dass die freigesetzten Pheromone, also die geschlechtsspezifischen Sexualhormone eine Rolle spielen. Dabei werden Hormone auch über die Backendrüsen freigesetzt und bei wohlgesonnten Artgenossen per Kopfstoß übergeben.
Der Paarungsakt
Da der Paarungsakt bei Katzen, anders als bei uns Menschen, keinerlei Stimulation hervorruft, sondern der Katze durch die Beschaffenheit des männlichen Gliedes eher Schmerzen hinzufügt, ist der Nackenbiss eine Methode des Katers, die Gewährleistung der Befruchtung beim Geschlechtsakt zu erzwingen beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen.
So ist der männliche Penis des Katers mit kleinen Papillen und Widerhaken versehen, welche der Katzendame beim Eindringen während des Geschelchtsaktes Schmerzen hinzufügen.
Der Fortpflanzungsakt dient hier lediglich der Arterhaltung und hat keinerlei spielerischen oder vergnügerischen Charakter. Da die Katze beim Geschlechtsakt durch den Penis verursachte Schmerzen empfindet, wird sie kurz nach dem Besteigen durch den Deckkater versuchen, diesen wieder von sich zu stoßen und ihn abzuwehren.
Dabei ist die Katze äußerst aggressiv, gibt schreiende Laute von sich, faucht und kratzt. Das Männchen, welches bis kurz zuvor noch die Katzendame begatten durfte, muss jetzt binnen weniger Sekunden das Weite suchen, um nicht vollständig verprügelt und zerkratzt zu werden. Der Akt der Paarung dauert also dementsprechend kurz und weist deshalb eine umso größere Relevanz an Erfolg auf.
Der Nackenbiss gewährleistet zumindest ein Ejakulieren des Samens in die Geschlechtsteile der Katzendame, wodurch die Fortpflanzung von statten gehen kann. Durch das Erschrecken und Schmerzverhalten der Katzendame kommt es tatsächlich zu einem Eisprung und einer darauffolgenden Befruchtung, sodass der durch den männlichen Penis des Katers verursachte Schmerz einen biologischen Sinn hat.
Der Nackenbiss im Heranziehen und Herumtragen von Jungtieren
Doch auch im späteren Verlauf findet der Nackenbiss Einzug in das Verhalten von Katzen. So werden die Jungen durch den leichten Biss in den Nacken herumgetragen und durch das Muttertier bewegt. Auch beim Spielen mit gleichgesinnten Artgenossen zeigen junge Kater immer wieder den Nackenbiss als spielerische Auseinandersetzung.
Mögliche Ansätze zeigen hier, dass das Verhalten im Verlauf konditioniert ist, wie der Milchtritt, den auch erwachsene Kater und Katzen noch durchführen, während sie auf einer Decke oder einem Kissen liegen und sich wohl und geborgen fühlen.
Im späteren Verlauf wird der Nackenbiss jedoch auch im Zuge der Dominanzgebärden zum Einsatz gebracht und unter Katern bei kämpferischen Auseinandersetzung eingesetzt. Dabei beißt der dominantere Kater den unterwürfigen devoten Kater in den Nacken und symbolisiert so seine Überlegenheit und Machtposition.
Grundsätzlich kann auch ein kastrierter Kater ein Sexualverhalten zeigen. Das liegt vor allem daran, dass die Strukturen, die beim Paarungsverhalten gezeigt werden überwiegend durch Testosteron determiniert sind. Wird der Kater kastriert, wird die Produktionsstätte für das männliche Sexualhormon entfernt und man sollte meinen, dass der Kater keinen Paarungswille mehr hat.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Sexualverhalten überwiegend durch das Testosteron beschrieben wird, jedoch nicht nur. Auch im Gehirn befinden sich Strukturen, die für das Paarungverhalten der Vierbeiner verantwortlich sind. Dementsprechend kann es vorkommen, dass ein kastrierter Kater, dem eigentlich die Hoden und damit die Produktionsstätten des Sexualhormons fehlen, ein Paarungsverhalten zeigt und seinen ursprünglichen Trieben nachkommt.
Darüber hinaus kann gerade wenn die Kastration erst wenige Wochen her ist, noch eine Art Rest Hormonspiegel im Blut des Katers vorhanden sein, der das sexuell aktive Verhalten und dominante Auftreten ihres Vierbeiners verursacht und bedingt.
Es kann also zum Einen an einem erlernten und konditionierten Verhalten liegen, bei dem der Kater die Katze aus Gewohnheit besteigt, zum anderen kann es durch hierarchische Dominanzgebärden verursacht sein, bei dem der Kater seine Position innerhalb einer Gruppendynamik kenntlich machen will. Darüber hinaus kann ein Überbleibsel des Testosterons dafür verantwortlich sein.
Ob der Akt der Begattung erfolgreich war, kann erst im späteren Verlauf des Verhaltens der trächtigen Katze ausgemacht werden. So wird eine trächtige Katze anders reagieren, als eine, die nicht trächtig ist. So wird ihr Essverhalten anders werden, indem die Mengen deutlich an Ausmaß hinzugewinnen.
Darüber hinaus wird sie vermutlich nach mehr Aufmerksamkeiten durch den Besitzer/die Besitzerin streben und die Streicheleinheiten werden ausgedehnter werden. Ähnlich wie bei uns Menschen, leidet auch eine trächtige Katze an Stimmungsschwankungen und kann zwischen heiter fröhlich zu zickig abwehrend wechseln binnen weniger Sekunden.
Sollte die Katze jedoch kaum noch fressen, sich zurückziehen oder abweisend sein, sollte das Tier zum Tierarzt gebracht werden, um eine gefährliche Schwangerschaft mit Mineralienmangel oder dergleichen auszuschließen.
Katzendamen verweigern die Paarung nicht, da auch sie natürlich unter dem Einfluss der Sexualhormone stehen. So geht die Wirkung der Pheromone nicht an ihnen vorbei, jedoch ist der eigentliche Art der Paarung für sie äußerst schmerzhaft. Katzen haben also keinen Geschlechtsakt zur Vergnügung, sondern lediglich zur Fortpflanzung.